Impressionen von der Buchpräsentation in Fürth am 3. März 2018

Bezaubernder Gesang in Fürth: Buchvorstellung „E Liedchen hälft ängden“

 

„Es gibt nichts auf Erden, das bezaubernder wirkt als schöner Gesang. Er dringt in die Herzen, vertreibt alle Schmerzen, der liebliche Klang.“ Mit diesen treffenden Worten von Angelika Meltzer beschloss Annette Folkendt, unsere Kreisverbandsvorsitzende, beschwingt und voller guter Laune am 3. März einen musikalischen Nachmittag in Fürth, der rundum hohe Klasse war.

 

Anlass für den Liedernachmittag „E Liedchen hälft ängden“ im Gemeindehaus St. Paul war die Präsentation des kürzlich erschienenen gleichnamigen Liederbuches, herausgegeben von Angelika Meltzer und Rosemarie Chrestels (siehe dazu auch die Buchbesprechung von Hans Peter Türk: Idealistisches Unterfangen: Eine neue siebenbürgisch-sächsische Liedersammlung).

 

Drei Singgruppen – das „Fürther Chörchen“, die „Fürther Sälwerfäddem“, der Bietigheimer „Singkreis Kampestweinkel“ – begrüßten mit dem titelgebenden Kanon E Lidchen hälft ängden von Grete Lienert-Zultner das erwartungsvolle Publikum musikalisch. Nach der launigen Begrüßung einiger Ehrengäste (Charlotte Peschke, Hausherrin und Pfarrerin, Annette Folkendt, Horst Göbbel, Leiter des Hauses der Heimat, Hanni und Michael Markel, Literaturwissenschaftler – zu Pfingsten 2018 in Dinkelsbühl erhält Michael Markel den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis) präsentierten die Chöre in bezaubernder Weise rund 25 Lieder aus dem neuen Liederbuch.

 

Das „Fürther Chörchen“ (Leitung Angelika Meltzer, gekonnte Moderation Malvine Ludwig) versuchte sich erfolgreich an den Weisen: Angderm Lirber såß ech iest, Ech steand do iuwen affem Rech, Et såß e klie wäld Vijjeltchen, Der Ländjebum, Datt tea menj Läwster bäst, Kutt, ihr Med, sätzt äm mich nedder, Et far e gat Mån än de Bäsch, Norr deng Uge loss mich sähn.

 

Unter der Leitung und schwungvollen Moderatorin Rosel Potoradis boten uns die „Fürther Sälwerfäddem“ klangvoll die Lieder Durch de Bäsch bän ich gegången, E Streißken, Do derhiem blähn de Vålcher, Der Kuckuck kreischt äm gräne Bäsch, De Schnieglekelcher blähn, Det Frähjohr kitt än de Wegden, Hiemwih, Um Brännchen, Die Gipfel der Karpaten.

 

Der „Singkreis Kampestweinkel“, geleitet von Heinz Mieskes, moderiert von Emmi Mieskes, erfreute mit seiner Anmut beim Vortrag von Ein Kind geborn zu Bethlehem, Än der Sylvesternoocht, De Kirsche blähn än asem Guerten, De Honneffi det Field beschregt, Sommerowend, Det Bromerchen, De Bank, Bäm Kukurutzschielen.

 

Es war eine wahre Wonne, diesen mannigfaltigen, feinen Gesang zu erleben und dabei die Vielfalt des gesammelten Liedguts in Teilen wahrzunehmen. Pfarrerin Peschke, neu in St. Paul, aus Lübeck stammend, betrachtete es als großes Glück, dabei gewesen zu sein. „Ich bin hingerissen von dieser wunderbaren Musik, von diesem Gesang, von diesen wunderschönen Trachten – ich habe sowas noch nie gesehen –, vor allem aber von der Begeisterung, die Sie für Ihre Tradition, für Ihr Liedgut haben, denn es ist wirklich ein großer Schatz …“

 

Ein solch bezauberndes Musikfest kam natürlich nicht ohne Überraschungsgäste aus: Die Brüder Fabian und Daniel Barthel (Klarinette und Trompete) aus Herzogenaurach (sie spielten Ech staand do iwen affem Rej), die Brüder Tim und Kai Kirschner aus Fürth, die Der Wängter äs na bald verbä sangen und sich dabei auf der Ukulele begleiteten, sowie ein musikalischer Leckerbissen der besonderen Art von Bettina und Fred Wallbrecht aus Mannheim (Sopran und Cello), Andrea Kulin (Querflöte und Komponistin des Satzes von Ze Krinen) und Dagmar Baatz (Mezzosopran) aus Bietigheim. Ihre Interpretation von Em Frähjohr kam e Vijjeltchen und Ze Krinen war rührend hochklassig. Ja, und da war auch noch die 85-jährige „Truditante“ (Gertrud Roth, „Hofdichterin“ aus Nadesch), deren „Lindenbaum“ („Der Ländjebum“), von Angelika Meltzer vertont, auch von ihr in vorderster Chorreihe mitgesungen wurde.

 

Die Entstehung der ausgezeichneten Liedersammlung, die eindeutig Maßstäbe setzt, schilderte ausführlich Angelika Meltzer. „Ein so umfangreiches und komplexes Werk kann nicht von einer Person alleine geschaffen werden. Es ist ein großes Glück, dass ich die besten und kompetentesten Mitstreiter für dieses ­Projekt gewinnen konnte“: Rosemarie Chrestels, die Mitherausgeberin der Liedersammlung und Betreuerin der Texte, Frieder Latzina (Notenbild, zusammen mit Angelika Meltzer), Heinz Acker (Lektorat und musikalischer Berater), Karin Schiel (Federzeichnungen), Judith Chrestel (Umschlag und grafische Gestaltung), Hanni Markel (Beratung Mundarttexte) und Michael Markel (Nachwort). Allen dankte sie besonders herzlich. Und dennoch: Ohne Angelika Meltzer gäbe es diesen Liedband nicht. Sie, die konsequente, kenntnisreiche, gelassen erfolgreiche, professionell vorgehende, risikobereite Autorin schuf mit ihren ausgewählten Fachleuten ein wahres Schatzkästlein siebenbürgisch-sächsischer Liedkunst.

 

Die dreijährige Suche der Texte und Melodien sowie deren Bearbeitung ergab die vorliegende Sammlung mit Liedern aus fünf Jahrhunderten, mit 370 Seiten und 309 Liedern, davon 111 ein-, 93 zwei-, 62 dreistimmig und 42 Lieder in vierstimmigen Sätzen. Sämtliche Melodien sind auf der Internetseite von Angelika Meltzer (www. angelika-meltzer.de) zu finden und können von dort heruntergeladen und angehört werden. Zum Abschluss sangen die Chöre mit dem Publikum jahreszeitgemäß Det Frähjohr kit en de Wegden. Das Buch selber, seine geglückte Vorstellung, der Liedernachmittag in Fürth ließen vielen die vertraute siebenbürgisch-sächsische Welt neu erblühen.